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Studie zur Überlastung und bestimmenden Randbedingungen zur Öffnung von verrohrten Gewässern 2. Ordnung im Verbandsgebiet des WBV „Warnow-Beke“ als regionaler Beitrag zur Umsetzung der Ziele der WRRL (2020-2023)

KONZEPTIONELLE MAßNAHME NACH WASSERFÖRL M-V

 

1. Ziel

In Mecklenburg-Vorpommern (MV) ist infolge der hohen Bedeutung landwirtschaftlicher Flächennutzung und umfänglicher Flächenmeliorationsmaßnahmen in der früheren DDR für die Fließgewässer im Land ein sehr hoher Anteil verrohrter Gewässerstrecken zu verzeichnen (ca. 7.145 km).  Von diesen sind hinsichtlich der Schäden nahezu 50 % (!) als dringend sanierungsbedürftig (mittlere und hohe Schäden) abzuschätzen.

Strategisches Hauptziel der Studie war es, eine flächendeckende, möglichst belastbare Aussagemöglichkeit zu schaffen, wie hoch angesichts der Randbedingungen das Potenzial einzuschätzen ist, Rohrleitungen zu öffnen und damit für ökologische Zustandsverbesserungen die relevanten Fließstrecken nutzen zu können. 

Neben der Öffnung von verrohrten Gewässerabschnitten sollten aber auch Potenziale für alternative Handlungsoptionen wie Verschluss einer Rohrleitung oder deren Austausch – entweder im Sinne einer Erneuerung bei gleichbleibender Kapazität oder im Sinne einer Erweiterung durch die Erhöhung der Rohrleitungskapazität – aufgezeigt werden.

Ein weiterer Fokus der Studie lag auf der flächendeckenden Erfassung und Bewertung des Zustands der einzelnen Haltungen und in Verbindung damit auf der Abschätzung der von ihnen ausgehenden Hochwassergefährdung sowie des Schadenspotenzials im Hochwasserfall. Viele Rohrleitungen sind aufgrund ihres Zustandes (Alter, Material, mangelhafte Bauweise, vorhandene Schäden etc.) und ihrer hydraulischen Kapazität nicht den gegenwärtigen Anforderungen zum ordnungsgemäßen Abführen von Hochwasserereignissen gewachsen, so dass bereits bei verhältnismäßig schwachen Hochwasserereignisen eine Überlastung droht.

Als dritten und letzten Aspekt verfolgte die Studie eine pauschale Abschätzung der Wirtschaftlichkeit für alle Haltungen im Verbandsgebiet hinsichtlich des potenziell zu erwartenden Aufwandes („eher hoch“/„eher gering“), von dem aufgrund der vorherrschenden örtlichen Gegebenheiten wie Landnutzung, Überbauung im Trassenverlauf oder Erreichbarkeit einer Haltung auszugehen ist, falls Maßnahmen zur Umsetzung einer Handlungsoption (z. B. Öffnung) oder zur Instanthaltung an einer Haltung vorgenommen werden sollen/müssen.

2. Vorgehen:

Um die Ziele bzw. die gewünschten Ergebnisse zu erreichen/ermitteln, wurde unter Einbezug der o. g. Teilaspekte ein mehrstufiges, multifaktorielles Bewertungsverfahren konzipiert.

Der Lösungsansatz stellte ein kombiniertes Verfahren aus GIS-gestützten Analysen und einer auf MS-Excel basierenden Bewertungsmatrix dar, um die Nachnutzbarkeit für uns als WBV zu gewährleisten.

Das Bewertungsverfahren wurde so konzipiert, dass haltungsbezogene Aussagen getroffen werden konnten.

Die Studie beinhaltet neben der Ergebnisdarstellung detaillierte Informationen zur Konzeption und Anwendung des Bewertungsverfahrens sowie zur Ermittlung der erforderlichen Berechnungs- und Analysegrundlagen.

3. Ergebnis:

Anhand der vorliegenden Studie konnte für das gesamte WBV-Gebiet „Warnow-Beke“ Potenziale zur Öffnung und zum Verschluss von Haltungen aufgezeigt werden.

Das Potenzial im Verbandsgebiet für die Öffnung bzw. den Verschluss von Haltungen im Sinne einer eindeutigen Empfehlung beläuft sich auf ca. 626 der Haltungen (ca. 15%).

Grundsätzlich kann aber von einem noch größeren Potenzial ausgegangen werden, bezieht
man die als „zu prüfen“ eingestuften Haltungen mit ein: Für ca. 3.477 Haltungen (ca. 83,8 %) wird empfohlen, die Handlungsoption „Öffnung“ zu prüfen, für ca. 522 Haltungen (ca. 12,6 %) wird empfohlen einen Verschluss zu prüfen.

Vor diesem Hintergrund sei darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Bewertungsverfahren
um ein unterstützendes Werkzeug für Planungen und Entscheidungsprozesse handelt und es am Ende immer auch einer Experteneinschätzung durch die jeweiligen Anwender:innen bedarf.

Diese Ergebnisse stellen wichtige Bausteine im Hinblick auf die Erreichung der WRRL-Ziele dar. Durch die Fokussierung auf die Gewässer 2. Ordnung werden dabei nicht nur die gemäß WRRL berichtspflichtigen Fließgewässer im Verbandsgebiet betrachtet, sondern insbesondere auch die kleineren, nichtberichtspflichtigen Gewässer.

Der Aspekt Hochwasserschutz wird explizit auf der 1. Ebene des Bewertungsverfahren betrachtet und bewertet. Dort liefert die vorliegende Studie eine umfassende Auswertung der gegenwärtigen Belastungssituation durch die vorhandenen Rohrleitungen im Verbandsgebiet hinsichtlich der von ihnen ausgehenden Hochwassergefährdung aber auch hinsichtlich der damit verbundenen potenziellen Betroffenheiten (Hochwasserschadenspotenzial).
Damit bildet die Studie auch eine Grundlage zur Hochwasserprävention.

Anhand der vorgenommenen Priorisierung können potenzielle Gefahrenlagen detektiert und frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um drohende Überlastungen einzelner Haltungen oder auch ganzer Rohrleitungssysteme zu verhindern.

Für uns besteht zudem die Möglichkeit der Fortschreibung und auch der Weiterentwicklung des Tools und bei Bedarf auch des Bewertungsverfahrens. Somit sind Anpassungen der in der Regel dynamischen Randbedingungen im Verfahren bzw. im Tool immer möglich.

Abb.1: Excel-Bewertungstool_Ergebnisdarstellung der Gesamtbewertung für eine Haltung.

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Fördervorhaben:

"Studie zur Überlastung und bestimmenden Randbedingungen zur Öffnung von verrohrten Gewässern 2. Ordnung im Verbandsgebiet des WBV "Warnow-Beke" als regionaler Beitrag zur Umsetzung der Ziele der WRRL"

 

Inhalt der Förderung:

Konzeption im Zusammenhang mit der naturnahen Entwicklung von Fließgewässern

Ziel der Förderung:

Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt, der Landbewirtschaftung mit hohem Naturwert sowie des Zustands europäischer Landschaften

 

https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/key-policies/common-agricultural-policy/rural-development

Dieses Projekt ist kofinanziert aus Mittel der Gemeinschaftsaufgabe des Bundes und der Länder "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" und wird in Zuständigkeit des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt M-V umgesetzt.