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Retentionsbecken Kl. Gischow

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Retentionsanlagen dienen dazu, Wasser aus Dränsystemen möglichst lange in der Anlage verweilen zu lassen, um die Rückhaltung der Nährstofffrachten durch Prozesse wie Sedimentation, Akkumulation in Biomasse und biogeochemische Festsetzung zu ermöglichen.

Dabei können diese Anlagen gut in den vorhandenen landschaftlichen Raum eingepasst werden, im besten Falle können bereits vorhandene natürliche Feuchtgebiete und Senken genutzt und ausgebaut werden.

Abbildung 1: Schema des Wirkprinzips einer Retentionsanlage zum Nährstoffrückhalt aus Dränsystemen (nach ZALF, 2011)
Abbildung 1: Schema des Wirkprinzips einer Retentionsanlage zum Nährstoffrückhalt aus Dränsystemen (nach ZALF, 2011)

Die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur Anlage von Dränteichen und eine Kosten-Nutzenbetrachtung sollten aus den gewonnenen Erkenntnissen für eine deutschlandweite Anwendung und darüber hinaus an geeigneten Standorten abgeleitet werden. Erstmalig im April 2010 wurde die Geschäftsführung des Wasser- und Bodenverbandes „Warnow-Beke“ durch Vermittlung des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände mit der Abteilung Wasser des Landesamtes für Natur und Geologie in Güstrow in Kontakt gebracht. Hier wurde der WBV „Warnow-Beke“ mit der Aufgabe konfrontiert, als Vorhabensträger ein landesweites Pilotprojekt zur Reduzierung von diffusen Nährstoffeinträgen in die Gewässer zu übernehmen. Die prinzipielle Bereitschaft bei enger Zusammenarbeit von LUNG und WBV wurde zugesagt.

Zügig begann daraufhin die Suche nach geeigneten Flächen, die bei den intensiv dränierten Gebieten im Einzugsbereich der Beke schnell gefunden sein sollten. Dabei waren folgende Kriterien zu beachten: Das Dräneinzugsgebiet sollte eine nennenswerte Größe von ca. 100 ha aufweisen und dessen Abfluss direkt in ein Gewässer einmünden. Für das Retentionsbecken, d.h. für den Dränteich musste eine ausreichend große Fläche zur Verfügung stehen. Da mit dem Pilotprojekt die Wirksamkeit für die Rückhaltung von Nährstoffen aus Dränabflüssen untersucht und nachgewiesen werden sollte, war es wichtig, dass am Standort keine weiteren Einflussfaktoren wie Ortslagen, Gewerbe, Stallanlagen, vielbefahrene Straßen etc. vorhanden sind. Auf das Interesse und die Mitarbeit der Landwirte in diesem Gebiet wurde ebenfalls großer Wert gelegt, da zur Auswertung die Anbaudaten bereitzustellen sind. Idealerweise bestünde das Gebiet aus nur einem Feldschlag, der von einem Landwirt beackert wird.

Nicht zuletzt war es wichtig, dass für die Bauphase und für die spätere Unterhaltung und messtechnische Begleitung des Projektes die Anlage gut erreichbar ist. Für die Unterhaltung der Messtechnik sollte ein Stromanschluss vorhanden sein. Wenn auch die Standortfindung bei dieser Kriterienvielfalt letztendlich gelang, erwies sie sich als unerwartet aufwendig. Im April 2010 wurde mit dem Ingenieurbüro LAWA aus Güstrow ein für die Aufgabe passendes Planungsbüro gebunden. Dieses Büro erarbeitete bereits die Bewirtschaftungsvorplanung im Einzugsgebiet der Beke für die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Planungsbegleitende engagierte wissenschaftliche Unterstützung erhielten wir durch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. aus Müncheberg.

Es folgten mehrere Gesprächsrunden mit dem LUNG, dem ZALF, dem StALU MM und den Genehmigungsbehörden zur Machbarkeit und fachlichen Ausfüllung des Projektes. Rechtzeitig wurden Nutzer und Eigentümer der potentiellen Flächen in die Arbeit einbezogen. Auch in den Gremien des Wasser- und Bodenverbandes konnte man sich nach ausführlicher Erläuterung und intensiver Auseinandersetzung mit diesem Vorhaben anfreunden. Vor allen Dingen der mehrheitlich mit Landwirten besetzte Vorstand unterstützte das Projekt, da hiermit erstmals im Praxisgroßversuch fundierte Aussagen über die Wirksamkeit einer solchen Anlage insbesondere hinsichtlich des Stickstoffabbaus aus landwirtschaftlichen Flächen gemacht werden könnten.

Abbildung 2: Einzugsgebiet für das Retentionsbecken am Unterlauf der Beke (Steidl und Kalettka, 2014)
Abbildung 2: Einzugsgebiet für das Retentionsbecken am Unterlauf der Beke
(Steidl und Kalettka, 2014)

Ein geeignetes Areal im Agrarbetrieb Jürgenshagen ließ die Idee „Dränteich“ wachsen und Unterstützung finden. Die grundsätzliche Bereitschaft der Eigentümer, die hier ins Auge gefasste Fläche im Zuge eines freiwilligen Flächentauschs zur Verfügung zu stellen, ermöglichte das Weiterarbeiten an diesem Unternehmen.

Eine schwierige Phase des Eigentumserwerbs folgte und ließ nahezu ein Jahr ins Land gehen. Das Unternehmen schien im Planungsstadium zu verkümmern. Initiiert durch das LUNG wurde die Landgesellschaft M-V beauftragt, die Flächensicherung zu übernehmen. Über einen Ringtausch konnten mit Unterstützung der Flurneuordnungsbehörde des StALU MM den Eigentümern Flächen der BVVG, die zuvor vom Land gekauft wurden, angeboten werden. Der grundsätzliche Wille, Tauschflächen zu finden, sowie das zielorientierte Zusammenspiel der genannten Institutionen erweist sich als Achillesferse jeglicher Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie.

Der Grundstein war ab Mitte 2010 gelegt. Unter dem Arbeitstitel „Entrohrung und Reaktivierung eines Retentionsraumes im Unterlauf der Beke bei Klein Gischow“ wurde ein FöRiGeF-Antrag beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt gestellt. Zu Jahresbeginn 2012 erreichte den Projektträger der Bewilligungsbescheid. Eine erneute Hürde galt es zu nehmen. Förderrechtliche Bestimmungen ließen für die zugesagten RADOST-Mittel keine Verwendung als Eigenanteil zu. Diese finanzielle Lücke konnte durch eine Aufstockung der Landesförderung auf 100% geschlossen werden. Die RADOST-Mittel blieben uns trotzdem in Form der Bereitstellung eines Teils der Messtechnik erhalten, mussten jedoch spätestens Anfang 2013 verbraucht werden. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) war bezüglich dieser Mittel ein verlässlicher Partner, indem die Gelder über den Forschungsverbund Berlin sichergestellt wurden.

Nach dieser Klärung liefen die Planungen weiter auf Hochtouren. 

Die Zeit drängte, ein trockener Herbst verstrich und die geplante Bauzeit verlagerte sich in den Winter. Mit den Genehmigungen der Unteren Wasser- und Unteren Naturschutzbehörde, das Baufeld des Beckens lag im Naturschutzgebiet, erreichte die Planung einen ausschreibungsreifen Zustand. Dabei wurden separate Angebote für den Erdbau, die Messtechnik, die Probenahme und die fachliche Begleitung eingeholt. Die Aufträge sollten vor Weihnachten vergeben werden. Das Submissionsergebnis der Erdbauarbeiten ließ diese Terminkette platzen. Ein Finanzierungsloch in Höhe von rund 30 T€ galt es zu stopfen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern sicherte bereits im Januar zusätzliche Mittel zu und die Aufträge wurden für die vermeintlich risikoarme Zeit ab März für die bereits erwähnten Gewerke und Fachlose erteilt.

Der Wintereinbruch im März verzögerte die Tiefbau- und damit alle Folgearbeiten um gut zwei Wochen. Am Ende der Bauarbeiten war beeindruckend erkennbar, dass sich Fließlänge und Verweildauer des Dränwassers über ein linienhaft gestrecktes Becken mit einer Länge von 380 Meter erheblich erhöht haben. Ca. 6.000 Kubikmeter Erde mussten bewegt werden, um diesen Raum zum Nährstoffabbau zu schaffen. Am Fertigstellungstermin Ende Mai 2013 wurde strikt festgehalten. Nach gut zwei Monaten Bautätigkeit mit furiosem Endspurt konnte dieses Retentionsbecken seiner Bestimmung übergeben werden.

Im Juli 2013 wurde mit den Messreihen begonnen, nachdem der Einbau der kurzfristig geänderten praxistauglicheren Messgerinne und die Bepflanzung des Beckens mit Wasserpflanzen erfolgt war. Das komplette Messprogramm in einem wöchentlichen Turnus lief zum Beginn der Dränperiode ab dem Spätsommer 2013 nach Plan.

Ab sofort wurden regelmäßige Wasserproben entnommen und an das LUNG zur Untersuchung geliefert.

Durchfluss, Niederschläge, Luft- und Wassertemperaturen, Windgeschwindigkeiten sowie relative Luftfeuchten wurden ab sofort im Abstand von 5 Minuten registriert und daraus Tageswerte gebildet. Aus täglichen Mischproben wurden neben Gesamt-Stickstoff (TN) auch NO3-N, NO2-N und NH4-N regelmäßig im Dränageabfluss und im Teichabfluss gemessen. Weitere Werte sind der Sauerstoffgehalt, die Gesamt-Phosphormenge, der tägliche Gesamt-Wasserzufluss und –abfluss.

Die Überwachung und wissenschaftliche Auswertung des Messprogrammes erfolgt vorerst bis zum 30.09.2015 durch die Firma agrathaer aus Müncheberg. Die technische Wartung der Messinstrumente erfolgt durch F&C aus Gülzow, ebenso die funktionale Wartung der Geräte und deren Umfeld.

Die Gesamtkosten des Projektes werden voraussichtlich bis September 2015 insgesamt 307 T€ betragen. Dabei entfallen auf Baukosten 200 T€, auf Sachkosten 78 T€ und 29 T€ auf Planungskosten.

Finanziert wurde das Projekt mit Hilfe einer Förderung von 206 T€ nach FöRiGeF und 101 T€ aus Landesmitteln.

Durch den WBV wird das Areal vom Retentionsbecken gepflegt und unterhalten. Der WBV ist an der Fortführung des Messprogrammes interessiert, jedoch ist dafür eine externe finanzielle Absicherung notwendig, da eine beitragsfinanzierte Mittelbereitstellung rechtlich nicht zulässig ist. Nach Auslaufen der Förderung im September 2015 ist bis zum Ende des Jahres 2015 die Finanzierung über das StALU MM gesichert worden. Für eine Verlängerung der Funktionsanalyse könnte ab 2016 die weiterführende Lösung gleichfalls durch das StALU MM fortgeführt bzw. ein separates Monitoringprojekt auf den Weg gebracht werden.

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