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  • Renaturierung der Tessenitz

Renaturierung der Tessenitz

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Ziel des Projektes ist es, den guten ökologischen Zustand des Gewässers herzustellen.

Zur Erreichung dieses Zieles wurden im Rahmen der Bewirtschaftungsvorplanung Maßnahmen ausgewiesen, welche die Defizite in der Hydromorphologie und der ökologischen Durchgängigkeit beseitigen. Insbesondere handelt es sich hierbei um Strukturverbesserungen durch Anregung der Eigendynamik bzw. Neutrassierungen und die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit durch den Um- bzw. Rückbau von Querbauwerken. Im Einzelnen werden die Maßnahmen in den Bauabschnitten beschrieben und in der Fotogalerie als Übersichtskarte abgebildet.

Die bauliche Umsetzung wurde wegen der Verschiedenheit der Maßnahmen und ihrer langgestreckten Ausdehnung in drei Bauabschnitte unterteilt, wobei der 2. Bauabschnitt im Zuge der Planung auf Grund von intensiven und langwierigen Eigentümerabstimmungen nochmals gesplittet werden musste. Für die Fachplanung wurde das Ingenieurbüro LAWA aus Güstrow vertraglich gebunden. Die Planung der einzelnen Maßnahmen erfolgte in enger Abstimmung mit den für die Umsetzung der EU-WRRL zuständigen Mitarbeitern im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg. Im folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse der einzelnen Bauabschnitte dargestellt.

Bauabschnitt 1

In diesem Abschnitt wird der Wasserkörper WABE 0900 von der Mündung in die Beke (0+000) bis zur Ortslage Wokrent (3+300) betrachtet. Es sind folgende, in der Bewirtschaftungsvorplanung definierte Maßnahmen, umgesetzt worden:

Strukturverbesserung

von der Mündung in die Beke bis zur Straßenbrücke Jürgenshagen-Neukirchen

  • einseitige Böschungsabflachungen und Einbau von Struktur-/ Störelementen
  • Einrichtung eines einseitigen Gewässerrandstreifens

Neutrassierung

von der Straßenbrücke Jürgenshagen-Neukirchen bis zur Ortslage Wokrent

  • mäandrierende Neutrassierung zur Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit ab Sohlabsturz Wokrent parallel zur derzeitigen Tessenitz entlang des ehemaligen Randgrabens über eine Strecke von 2.570 m
  • Ausbildung eines typspezifischen Fließgewässers mit Breiten- und Tiefenvarianz sowie beidseitigem insgesamt 30 m breiten Gewässerkorridors
  • Einbau von Struktur-/ Störelementen
  • punktuelle Initialpflanzung (Schwarzerle, Alnus glutinosa)
  • Errichtung von 3 Stahldurchlässen (Maulprofil 3,16m x 1,71m)
  • Errichtung eines Hochwasserüberlaufs

Die Baumaßnahme wurde von der Goldberger Tief- und Wasserbau GmbH als Auftragnehmer entsprechend der Entwurfs- und Antragsunterlagen im Zeitraum vom Oktober 2013 bis Juni 2014 ausgeführt.

Bauabschnitt 2

Bauabschnitt 2a

Beginnend von der Ortslage Wokrent (3+300) bis nördlich der Ortslage Heiligenhagen (9+500m) wurden die folgenden, größtenteils in der Bewirtschaftungsvorplanung definierten Maßnahmen, umgesetzt:

  • M1/M5 Strukturverbesserung mit Einrichtung eines Entwicklungskorridors
  • M2 Neutrassierung /Durchlassneubau im Bereich der Verrohrung
  • M2a Optimierung Durchlass BAB20
  • M3/M4/M7 Rückbau Stauanlagen und oder oder Optimierung von Durchlässen
  • Erneuerung von Dränausläufen

Im Zeitraum vom Juli bis November 2014 wurde das Bauvorhaben durch die Firma Tief- und Landschaftsbau Helmut Westpfahl ausgeführt.

Bauabschnitt 2b

An Stelle des Sohlabsturzes der ehemaligen Staumauer der Mühle Heiligenhagen wurde eine Sohlgleite in aufgelöster Bauweise errichtet, um auch hier die Durchgängigkeit zur Erzielung eines guten ökologischen Zustandes im Wasserkörper herzustellen. Der Abbau des vorhandenen Sohlunterschiedes erfolgte mit einem Gefälle von 1,0% mittels Störsteinen im Einschnitt oberhalb des Sohlabsturzes auf einer Fließstrecke von insgesamt 250 m (Maßnahmen M6/M8). Als Auftragnehmer fungierte hier die GTW Goldberger Tief- und Wasserbau GmbH, die das Bauvorhaben in der Zeit vom November 2014 bis Mai 2015 umsetzte.

Bauabschnitt 3

Auch hier soll von der Ortslage Heiligenhagen (9+500m) bis zum Bewirtschaftungsende bei Einhusen (15+900m) im Gewässer ein guter ökologischer Zustand gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie durch folgende Maßnahmen erreicht werden:

  • M9 Strukturverbesserung
  • M10 Rückbau Durchlass
  • M11 Optimierung Straßendurchlass K5
  • M13 Rückbau Stau und Neubau Durchlass
  • M14/M15/M20 Neubau von Durchlässen
  • M16 Umbau Sohlgleite
  • M18 Optimierung Sohlrampe
  • M19 Einrichtung eines Entwicklungskorridors
  • M21 Aufnahme Verrohrung und Neutrassierung
  • M22 Strukturverbesserung mit Einrichtung eines Entwicklungskorridors
  • Erneuerung von Dränausläufen

Die Umsetzung der Baumaßnahme erfolgte durch die Tief- und Straßenbau Krempien GmbH im Zeitraum vom September 2014 bis März 2015.

Die Flächensicherung ist zum einen ein wesentlicher Projektbestandteil um die Baumaßnahmen durchführen zu können und zum anderen um die Zielerreichung, die Herstellung des guten ökologischen Zustandes, nicht zu gefährden. Schließlich soll sich am Gewässer eine artenreiche gewässertypische Flora und Fauna entwickeln. Dazu benötigt das Gewässer neben einem strukturreichen Bett auch Raum, um seine Dynamik zu entfalten und einen allmählichen Übergang zur anliegenden vorrangig landwirtschaftlichen Nutzung zu bekommen. Es galt, entlang der kritischen Gewässerabschnitte, beidseitig einen dauerhaften Entwicklungskorridor zu sichern.

Die grundsätzliche Verschiedenartigkeit der baulichen Maßnahmen begründet die Herangehensweise an die Sicherung auf zwei Wegen. Die Neutrassierung des Gewässerlaufs im 1. Bauabschnitt mit seiner Verlegung an den Randbereich der Niederung verlangte nach einer gänzlich neuen Sicherung des Gewässerlaufs und seines Korridors. Durch die Vielzahl der betroffenen Flurstücke, durch den immensen Flächenverlust für den Landwirtschaftsbetrieb war hier ein bodenordnerisches Instrument gefragt. Im Rahmen des eigens durch diese Renaturierung initiierten Flurneuordnungsverfahrens "Wokrent-Jürgenshagen" konnten die erforderlichen Flächen gekauft bzw. mit einer Grunddienstbarkeit versehen werden. Auf diese Weise konnte der gesamte Unterlauf der Tessenitz, wie schon in der Bewirtschaftungsvorplanung vorgesehen, lückenlos gesichert werden.

In den Bauabschnitten 2 und 3 verteilten sich die Maßnahmen auf langgestreckte und punktuelle Objekte. Diese waren immer wieder unterbrochen von bereits ökologisch wertvollen Gewässerabschnitten, die keinerlei Handlungsbedarf vorsahen. Aufgrund dieser Situation mit seiner gemeindeübergreifenden Ausdehnung konnten wir uns hier nicht eines eleganten und wirkungsvollen Bodenordnungsverfahrens bedienen. Also wurden zunächst die Betroffenheiten ermittelt, das notwendige Erfordernis hinsichtlich der Sicherung bewertet, um dann Fall für Fall mit den Eigentümern Kontakt aufzubauen und eine Sicherung herbei zu führen. Im Vordergrund stand der Kauf der benötigten Flurstücksanteile, ggf. unter Einbeziehung von Tauschmöglichkeiten. Gelang dieser Wunsch in den Eigentümerverhandlungen nicht, so wurde versucht die Flächen mittels Grunddienstbarkeiten zu sichern.

Nicht alle Eigentümer hatten ein Einsehen mit den vorgesehenen Maßnahmen, jedoch duldeten die meisten die eigentliche Umsetzung der Baumaßnahme. Eine Gefährdung des Bewirtschaftungsziels konnte so ausgeschlossen werden. Als durch andere ähnlich gelagerte Programme erfahrener und in der Fläche am Tessenitzlauf tätiger Partner konnte die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH, Außenstelle Biestow vertraglich für die Durchführung des Flächenmanagements gebunden werden.

Eine Informationstafel am Rande der Ortslage Wokrent veranschaulicht Vielfalt und Umfang der gesamten Renaturierungsmaßnahme. Hier findet der interessierte Bürger komprimierte Informationen zum Anliegen und zur Umsetzung des Projektes.

Zum Monatsende im August 2015 konnte das Projekt "Renaturierung der Tessenitz" mit seinen rund 1.770.000 Euro deutlich unter den ursprünglich geplanten Aufwendungen abgeschlossen werden. Als Hauptkostenbestandteile sind davon 1.073 T€ für die Baudurchführung und 492 T€ für die Grundstückssicherungen aufgewendet worden. Die Finanzierung erfolgte im Rahmen der Förderrichtlinie zur Entwicklung von Gewässern und Feuchtlebensräumen aus Mitteln der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Mecklenburg-Vorpommern, sowie aus vom Staatlichen Amt für Umwelt und Natur Mittleres Mecklenburg bereitgestellten Ersatzgeldern. Künftig müssen Monitoringprogramme den Erfolg der Maßnahme bewerten und ggf. Schwachstellen zur punktuellen Nachbesserung aufzeigen.

Fotogalerie

Baubeginn: Bisher verläuft der Bach schnurgerade durch die Niederung, nun formt der Bagger im Bauabschnitt 1 einen mäandrierenden Lauf
Labyrinth: Pflöcke, die hier verwirrend auf der grünen Wiese stehen, kennzeichnen den künftigen Grabenverlauf
Einzelteile: Geschickte Hände lassen aus in einem Paket gelieferten Platten schnell einen Wellblechdurchlass entstehen
Doppelpack: Mit gleichzeitig zwei Baggern entsteht ein großzügiges rauhes Gewässerprofil
Materialmix: Materialien verschiedenster Art und Körnung helfen ein strukturreiches Gewässer zu schaffen
Tandem: Eng arbeiten Planer und Maschinist zusammen um die einzubauenden Findlinge und Totholzelemente sinnvoll zu platzieren
Berechnet: Eine Spundwand gibt die Höhe vor, ab der der Hochwasserüberlauf anspringt
Notfall: Seltene Hochwasserereignisse werden zum Schutz der Ortslage Wokrent zusätzlich über den Altlauf der Tessenitz abgeleitet
Draufsicht: Aus der Luft werden die Unterschiede von Altlauf und Neutrassierung besonders deutlich  (© GeoBasis-DE/M-V)
Trassentreue: Im Baubaschnitt 2a wird ein strukturreiches Gewässerprofil im bestehenden Gewässerlauf hergestellt
Ideenreich: Die Baufirma entwickelt eine findige Methode, um die Sohle vorhandener Durchlässe mit körnigen Strukturen auszukleiden
Niveauunterschiede: Unterschiedliche Sedimentstärken erlauben Niedrigwasserabflüsse lediglich durch eines der beiden Gerinne
Bergmännisch: Unter der Autobahn wird die Lebensraum bietende Sohlauflage mit einer Lore eingefahren
Vielfalt: Prall- und Gleithänge, totes und gepflanztes Holz, Gewässerentwicklungsstreifen und dränierte Ackerflächen durchschnitten von der Autobahn
Dokumentation: Nach dem Ausbau wird das Gewässer mit seinen Einbauten aufgemessen
Einschnitt: Wesentlich tiefer fließt am Beginn des Bauabschnitt 2b der neue Bachlauf, schließlich soll das Gefälle allmählich abgebaut werden
Auslenkung: Die Waldkante bildet die natürliche Begrenzung des neuen Gewässerlaufs
Verwunschen: Allmählich verläuft der Übergang der Ausbaustrecke in den natürlichen unberührten Wasserlauf im Wald
Bestätigt: Die Idee, dass die Findlinge dieser Sohlgleite in aufgelöster Bauweise ein Auskolken der Böschung erzeugen, erhärtet sich
Dynamik: Die baumfreien Böschungsabschnitte ermöglichen die Entwicklung vielfältiger Strukturen
Baumschnitt: Beidseitig starker Erlenbewuchs verhindert die Laufdynamik. Im Bauabschnitt 3 werden streckenweise Einzelbäume entnommen und die Wurzeln gerodet.
Potential: Rauhe Böschungen, differenzierte Sohlbreiten und Initialpflanzungen laden Flora und Fauna zu einer artenreichen Besiedlung ein
Miteinander: Die landwirtschaftliche Nutzung bleibt unbenachteiligt, Dränausläufe werden gesichert und erhalten Vorflut
Übergang: Durch Kauf oder Grunddienstbarkeiten wird ein gewässerbegleitender Streifen als Entwicklungsraum gesichert
Markiert: Der Entwicklungsstreifen und die Dränausläufe werden mit Eichenspalt- bzw. farbigen Sichtpfählen gekennzeichnet
Verwandlung: Es braucht kein halbes Jahr und die Natur gestaltet sich ihren Lebensraum von selbst
Information: Ein Aufsteller veranschaulicht die Renaturierungsmaßnahme in Wort und Bild